UPDATE 2023: Trichterbrust (pectus excavatum)
In der Mehrzahl der Fälle entwickelt sich, besonders während der Pubertät, die gegenständliche trichterförmige Einsenkung der vorderen Brustkorbwand. Die Ursache liegt, im Rahmen des wachsenden Organismus, in einem ungenügend mechanisch festen Brustbein. In etwa 30% die Patienten findet sich ein Trichterbrust-Fall in der Verwandtschaft. Männer sind viermal häufiger betroffen als Frauen.
Durch die Verformung des Thorax kommt es zu einer Beeinträchtigung der Herzleistung (limitierte Herzfüllung durch die Brustkorbenge) und der Atmungsfunktion. Sowohl das Herz als auch Lungenanteile Können sich nicht wie von Natur aus vorgesehen ausdehnen.
Einsenkungen bis 1,5 -3cm Tiefe werden als leicht bis mittelgradig, über 4cm als hochgradig eigestuft. Betroffene bemerken bei körperlicher Belastung ein Herzrasen und eine Kurzatmigkeit. Der deutliche Leistungsknick ist im mittleren Lebensabschnitt zu erwarten.
Bei etlichen Betroffenen sind im Zuge der Trichterbrust auch die unteren Rippenbögen atypisch vorgewölbt und vorstehend.
Immer wieder kommen auch kombinierte Deformitäten mit Kiel- und Trichterbildung vor, wie z.B. das Currarino Silverman - Syndrom. Zu all den somatischen Problemen kommen auch psychische Probleme die sich in einem signifikant reduziertem Selbstwert, bis hin zur Autoaggression, äußern können.
Die fallweise bestehende Meinung, dass es sich ausschließlich um ein rein kosmetisches Problem handelt, ist nach medizinisch wissenschaftlichen Resultaten, eindeutig widerlegt, genauso wie die Ansicht, dass sich die Deformität zur normalen Körperform „auswachsen“ wird. Daher ist ein frühzeitiger Arztbesuch um das 6. Lebensjahr empfohlen.
Therapie:
Die Therapie der Trichterbrust besteht aus einer konservativen und einer operativen Vorgangsweise.
Konservative und operative Behandlungselemente werden günstiger Weise im Zusammenspiel eingesetzt. Die konservative Behandlung besteht neben der Kräftigung der Rücken- Bauch- Brust- und Schultergürtel Muskulatur in einer Anwendung einer speziell geformten Saugglocke, die den Trichter anhebt und gleichzeitig auf vorspringende Brustkorbanteile (Rippenbögen) einen gezielten Druck ausübt. Diese Therapie ist effektvoll, wenn man nach entsprechender ärztlich-fachkundiger Anpassung, sie bereits um das 10. Lebensjahr beginnt, wiewohl ein späterer Therapiestart in der Pubertät ebenfalls sehr effektvoll sein kann. Dabei sind tägliche Anwendungen empfohlen in einem Zelt Ausmaß von etwa 2 Stunden. Innerhalb der ersten Behandlungsmonate führt ein Aussetzten der Therapie über 3 Tage infolge des „Gewebsmemory“ auf den Weg zum Misserfolg. Die spezielle Saugglocke führt zu einer sukzessiven Abflachung (Tiefe) des Trichters, die auch weitgehend bleibend sein kann, so dass eine operative Therapie in etlichen Fällen sogar vermieden wird. Ein weiterer Effekt der Saugglockenbehandlung ist die Flexibilisierung oder Vordehnung des in Richtung einer normalen Form. Auch wenn es mit den konservativen Maßnahmen, sofern diese in höherem Alter eingesetzt werden, nicht gelingt den Trichter komplett auszugleichen, so ist durch die Flexibilisierung (offen gebliebener synchondrotisch weicher Manubrium – Korpus - Sterni Übergang beim Erwachsenen) die ergänzende operative Korrektur technisch leichter und weniger (Schmerz) belastend.
Die aktuelle Y-Saugglocke (Fa. SANAG, Vienna, Austria), die zugleich einen Sog zum Trichterausgleich und einen Druck auf die vorgewölbten Rippenbögen ausübt, ist eine Neuentwicklung. Damit ist es gelungen die konservative Therapiemöglichkeit sinnvoll zu erweitern und zu optimieren.
Die operative Therapie basiert auf dem Prinzip der minimalinvasiver Korrekturmethode nach D. Nuss, die speziell bei älteren größeren oder erwachsenen Patienten durch zusätzliche operative Schritte (Rokitansky Modifikationen) erweitert wird. Dabei wird der Trichter durch ein bis zwei einstückige Implantat - Stahl – Bügel (PSI – Fa. Hofer-Medical) ausgeglichen und das angehobene Brustbein in seiner regulären Position gehalten. Die Implantate werden im Muskelmantel „flexibel“ verankert. Draht oder einschnürende Kordeln um die Rippen, die brechen und gewebsirritierend wirken können sind verpönt. Wesentlich ist die Vermeidung einer Metall-Metall-Berührung, um den bei Bewegung entstehenden Metallabrieb zu vermeiden. Daher sind gekreuzte, sich berührende Implantate, strikt zu vermeiden.
Die weiteren Modifikationen sind eine horizontale oder schräge Kerbung zur Geraderichtung des gebogenen Brustbeines, thorakoskopische Schlitzkerbungen des verformten Rippenknorpels, ggf. endo-perichondrale Knorpelsegmentresektionen und ggf. die Lösung derber kurzer Faserzüge im Mittelfell (Mediastinum), die das Brustbein nach innen ziehen.
Durch Anwendung der Rokitansky-Modifikationen sowie einer Implantat - Liegenzeit von mindestens 4 Jahren sind Rezidive aus der Erfahrung von etwa 800 Trichterbrusteingriffen unter 0,5% gesunken. Implantat – Verschiebungen, die eine nochmalige Wiederholungsoperation erfordern sind nicht vorgekommen.
Das optimale OP-Alter liegt um das 14.-17. Lebensjahr. Sehr selten sind hochgradige Trichterbrustdeformitäten um das 5.- 6. Lebensjahr zu korrigieren. Dies aus der Erfahrung, dass das Lungengewebe bis zum 8. Lebensjahr wächst und den gewonnen Raum im Brustkorb für sich nützen kann.
Rokitansky empfiehlt, einen der Heilung zuträglichen Spitalsaufenthalt von 4-5 Tagen. Kontrollen sind nach einer Woche, nach einem Monat, nach zwei Monaten erfolgt die Sportfreigabe. Dabei sind alle gängigen und teilweise auch ausgefallene Sportarten (Fallschirmspringen, Moto-Cross-Akrobatik, etc.) möglich. Die Patienten nehmen beispielsweise mit zwei Metallimplantaten im Brustkorb an den Ironman-Wettkämpfen, erfolgreich platziert, teil.
Patient nach ausgedehnter Korrektur unter Verwendung mehrerer kombinierter operativer Methoden; Das Resultat ist zusätzlich auch durch sportliches Training begünstigt.
News - Trichterbrust-Korrektur und -Operation:
Endoskopische minimal invasive Rippenplastik im Rahmen Trichterbrustkorrektur - Mai 2007
Weiterführende Informationen/Studien:
Die Trichterbrust - alle Details
Die Trichterbrust Operation beim Erwachsenen
Trichterbrust - Poster (PDF 494KB)