Akutchirurgie beim Neugeborenen

Angesprochen sehe ich hier das Segment der Kinderchirurgie im Zusammenhang mit Missbildungen.

Die Kinderchirurgie und Jugendchirurgie hat sich aus der allgemeinen Chirurgie entwickelt (Spezialisierung)und ist seit 1994 ein eigenständiges Fachgebiet. Devise "Kinder sind keine kleinen Erwachsenen". Miniaturisierung; Diffizile Gewebestrukturen; Der Chirurg ist vielfach Mechaniker; der Kinderchirurg ist vielfach Uhrmacher (OP - Gebiet so groß wie eine Briefmarke).

Akutchirurgie beim Neugeborenen

Eine Domäne der Kinderchirurgie findet sich in der Behandlung der Miss-bildungen und hier ist die Kinderchirurgie ein Teil einer funktionellen Behandlungseinheit, die man Perinatalzentrum nennt.

Perinatalzentrum (4 Fachgebiete Vorort!)

Geburtshilfe (Pränataldiagnostik - Uschall; genetische Untersuchungen etc.), Neugeborenen- bzw. Kinderintensivmedizin, Kinderheilkunde und Kinderchirurgie. In Wien wurde im SMZOst ein Perinatazentrum der höchsten Stufe (Level IV) mit beispielhaften Rahmenbedingungen geschaffen.

  • An der Kinderintensivstation sind unter anderem die Nierenersatztherapieformen (Hämofiltration, Hämodialyse), modernste lungenschonende künstliche Beatmungsmöglichkeiten (Hochfrequenz-beatmung) und auch die extracorporale Herz-Lungen-Unterstützung (ECMO-Therapie) verfügbar.
  • Nur an einem Perinatalzentrum hat das Team die Erfahrung um einem missgebildeten Neugeborenen optimale Heilungschancen zu ermöglichen.

Forderung: "Transfer in Utero" bei U-Schall diagnostizierter Missbildung. Von einem Transport des Kindes nach der Geburt muss abgeraten werden!

Zum Thema Missbildung

Missbildungen sind relativ selten und betreffen aktuell, während der letzten 10 Jahre, nur 0,4 bis 1 % der 85 bis 95.000 pro Jahr in Österreich geborenen Kinder. Die Hälfte der Missbildungen betrifft die Extremitäten (Syndaktylien, Deformitäten der Füße, Hexadaktylien), und die Lippen- und Gaumenspalten. Derartige Missbildungen können nach der Geburt mit ausgezeichnetem kosmetischem Resultat chirurgisch korrigiert werden (Spaltenzentrum unter Leitung von Frau Prof Watzke im SMZOst eröffnet). Der Häufigkeit nach finden sich weiters Herzmissbildungen (oftmals gut opertiv versorgbare Scheidewanddefekte), chromosomale Defekte oder Missbildungen im Bereich der ableitenden Harnwege. Missbildungen, wie eine Unterbrechung der Speiseröhre (Oesophagusatresie), eine Spaltbildung der vorderen Bauchdecke, ein Defekt im Zwerchfell, wo Darmabschnitte in den Brustkorb vorgefallen sind, Missbildungen des Verdauungstraktes oder eine Fehlmündung des Enddarmes sind sehr selten.

Akutchirurgie beim Neugeborenen

Die Entwicklung der Kinderchirurgie

... während der letzten 50 Jahre und der Kinderintensivmedizin während der letzten 20 Jahre, auch bei großen angeborenen Missbildungen, wie z.B. die Unterbrechung der Speiseröhre oder Defekte der vorderen Bauchwand, die Sterblichkeit von 100 % auf unter 10 % gesenkt werden konnte. Diese Menschen entwickeln sich intellektuell normal und sind problemlos in den beruflichen und gesellschaftlichen Alltag integriert.

  • Die relativ häufigste Missbildung ist mit ca. 30-40 Fällen die sogenannte Ösophagusatresie. Die obere Speiseröhre endet in einem blinden Stumpf. Das magenseitige Ende mündet in die Luftröhre. Vor Jahren tödlich, verbinden wir heute binnen der ersten Lebenstage. erfolgreich die beiden Enden miteinander Die Sterblichkeit liegt nur mehr bei weniger als 10% und das Ergebnis ermöglicht den Kindern in der Regel fortan ein normales Leben.
    Weitere Informationen:
    Die Oesophagusatresie
    Mehrfachmissbildungen bei Oesophagusatresie
  • Bei den Defekten der Bauchdecke („Loch im Bauch“) unterscheidet man Omphalocele und Gastroschisis. Bei ersterer sind die vorfallenden Darmanteilen von einer Haut (Amnion) überzogen. Die regelrechte Positionierung des Darmes und die Defektabdeckung gelingt gut, sofern keine Herzfehler hinzukommen.
    Weitere Informationen:
    Omphalocele and Gastroschisis
  • Bei der Gastroschisis hingegen hängt der Darm ungeschützt frei aus der Bauchhöhle. Eine hoch dramatische Situation, die unmittelbar nach der Geburt operiert werden muss. Hier entscheiden Minuten. Hier ist die Konzentration der interdisziplinären Einrichtungen mit Geburtshilfe, Neonatologie, Neugeborenen und Kinderintensivstation sowie Kinderanästhesie und –chirurgie von „lebenswichtiger“ Bedeutung. Spätestens in der 20. SS-Woche erkennt man den Defekt im Ultraschall und die Schwangere sollte sich in die Betreuung eines Spezialistenteams begeben. So dramatisch die Situation ist, die Erfolge sind mit einer Sterblichkeit von nur 2-3% hervorragend.
  • Bei der sogenannten Zwerchfellhernie ragen Darmanteile durch ein „Loch im Zwerchfell“ in den Brustraum. Die Behebung Defekts ist unproblematisch, aber es liegt gleichzeitig eine Entwicklungsstörung der Lunge vor. Sie ist unterentwickelt und kann ihrer Funktion nicht sofort ausreichend nachkommen. In bestimmten Fällen sind modernste Hilfsmittel wie dem „extrakorporalen Membranoxigenator“ und spezielle Beatmungstechniken notwendig um die Lungen zu unterstützen bis sie die Funktion selber übernehmen kann und das Kind normal atmet.
  • Die neue Technik aus der Kinderchirurgie: Morbus Hirschsprung nennt sich ein Defekt, bei dem ein Teil des Darms nicht mit Nerven versorgt und damit gelähmt ist. Das Ergebnis entspricht einem Darmverschluss. Früher war ein kompliziertes Vorgehen mit Seitenausgang und dreizeitiger Operation nötig. Da in 60% der nur der letzte Darmanteil betroffen ist, führen wir in diesen Fällen eine spezielle Operation durch. Der funktionslose Darmanteil wird über den After entfernt. Ein Seitenausgang ist nicht mehr notwendig und der Darm nimmt unmittelbar nach dem Eingriff seine normale Funktion auf. Eine Darmlähmung wie sie nach herkömmlicher Eröffnung des Bauchraumes zu sehen ist, kommt nicht vor.
    Minimal invasive Darmresektion bei Morbus Hirschsprung

Geburtenzahlen:

  • Seit 1999 bleibt die Geburtenrate mit 77.381 zu 78.399 Geburten im Jahr 2002 annähernd konstant – und in Wien wurde z.B. im ersten Halbjahr 2003 ein Geburtenzuwachs von 2% verzeichnet. Seit 1978 betrug der Geburtenrückgang insgesamt 8%. Im Jahr 2004 kamen in Österreich 78.968 Babys zur Welt, um 2.024 mehr als im Vorjahr (+2,6%; schalttagsbereinigt +2,3%). Die stärkste Zunahme verzeichnete Vorarlberg (+6,9%), gefolgt von Niederösterreich (+3,8%), Oberösterreich (+3,1%) und Tirol (+2,8%). Unterdurchschnittlich waren die Zunahmen in Wien (+2,2%), im Burgenland (+2,0%) sowie in Salzburg (+1,5%), in der Steiermark (+1,0%) und in Kärnten (+0,8%).

  • Zur Entwicklung der Geburtszahlen ist anzumerken, dass die Fertilität von 2,82 im Jahr 1963 auf 1,34 Kinder pro Familie im Jahr 1998 gesunken ist. Das bedeutet ein Minus von 53%, und beim Anteil der 0 - 15 Jährigen ein Minus an 23%. Um eine Population konstant zu halten ist ein Fertilitätsindex von 2,1 (Kinder pro Familie) notwendig.

  • Steigende Anzahl kleiner Frühgeborener. So ist seit 1978 die Anzahl von Frühgeborenen unter 1000g um 84% (208 v. 382 im Jahre 2002) gestiegen bzw. - in Schwangerschaftswochen ausgedrückt - von 253 Neugeborenen unter 28 Wochen im Jahre 1990 auf 401 Kinder unter 28 Wochen im Jahr 2002. Parallel dazu war in Österreich ein Ansteigen an Mehrlingsgeburten um 21% (Dekade der 80er im Vergleich zur Dekade der 90er Jahre) zu verzeichnen.

Kinder und Jugendliche

... einschließlich des 18. Lebensjahres stellen 19,2% der Bevölkerung benötigen aber nur 8% der gesamten Gesundheitsausgaben (Arztkosten, Heilmittel- und Spitalskosten).

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