Chronisch entzündliche Darmerkrankungen
Die Häufigkeit chronisch entzündlicher Darmerkrankungen wie Morbus Crohn, Colitis ulcerosa, ergänzt durch die nicht klassifizierbaren chronisch entzündlichen Darmerkrankungen bei Kindern und Jugendlichen ist steigend. 20-30 % der Patienten erkranken vor dem 20.Lebensjahr; 4-8% schätzungsweise vor dem 5.Lebensjahr (keine Grenze nach unten). Genaue epidemiologische Daten liegen nicht vor. Derzeit läuft für den deutschsprachigen Raum eine entsprechende Erhebungsstudie - die CEDATA.
In der Symptomatik dominiert beim M.Crohn die Symptomentrias Bauchschmerzen (84%), Gewichtsstillstand/-verlust (80%) und chronische Diarrhoe (79%) und bei der Colitis ulcerosa blutige tag- und nachts auftretende Durchfälle. Gerade beim M.Crohn kommen gehäufter maskierte Verläufe vor (Wachstumsstillstand und verzögerte Pubertät in 65%), sodass beim M.Crohn oft längere Intervalle bis zur definitiven Diagnose vergehen als bei der Colitis ulcerosa.
Die Diagnostik setzt sich aus einem Zusammenspiel von klinischen, laborchemischen, mikrobiologischen, radiologischen, sonographischen, endoskopischen und histologischen Untersuchungen zusammen. Wegweisend ist aber die hohe Koloskopie mit multiplen Biopsien und anschließender Histologie. Bei Verdacht auf M.Crohn sollte immer auch eine Gastroskopie mit Biopsien durchgeführt werden. Für die nicht einsehbaren Dünndarmabschnitte stehen derzeit routinemäßig MR-Enteroklysmen zur Verfügung. Wegen der hohen Strahlenbelastung, sollte auf radiologische Dünndarm Doppelkontrast Enteroklysmen (Sellink) verzichtet werden. Zukunftsweisende Methoden wie die Doppelballonendoskopie und Kapselendoskopie werden auch in der pädiatrischen Gastroenterologie Einzug halten.
Die medikamentöse Therapie beim M. Crohn beinhaltet die systemische Gabe von 5 Aminosalizylaten, Steroiden, Azathioprin, oder 6-Mercaptopurin. Seit heuer gibt es auch in der Pädiatrie eine Zulassung für den Tumor necrosis factor alpha Blocker Infliximab (Remicade®) besonders bei therapieresistenten Verläufen und Crohn Fisteln. Eine Heilung der Schleimhautläsionen kann durch Ernährungstherapie mit Elementarkost über einen Zeitraum von 1-2 Monaten erzielt werden. Bei der Therapie der Colitis ulcerosa kommen ebenfalls 5 Aminosalizylate und Steroide zum Einsatz. Bei Läsionen im linksseitigen Colon und Rektum erfolgt die Applikation mittels Clysmen, Suppositorien und Rektalschaum. Immunsupressive Medikamente wie Azathioprin und Cyclosporin A kommen bei therapieresistenten Verläufen zum Einsatz. Die chirurgische Therapie beschränkt sich beim M.Crohn auf die Beherrschung der Komplikationen wie Stenosen, Abszessen, mit der Entwicklung von Konglumerattumoren und Perforationen. Die resezierenden Verfahren sollten im Einklang mit der Erkenntnis des schubhaften Verlaufes und des chronischen Krankheitsbildes so sparsam wie möglich gehalten werden. Bei der Notwendigkeit einer chirurgischen Intervention im Rahmen einer Colitis ulcerosa, empfiehlt sich, auch unter Berücksichtigung des erhöhten Karzinomrisikos (4-6fach) ein großzügiges resezierendes Verfahren, wie zum Beispiel eine Hemikolektomie bzw. eine totale Kolektomie mit Anlegen eines Pouches.
Weiterführende Informationen/Studien:
Bauchschmerzen im Kindesalter:
Spezielle kinder- und jugendchirurgische Erkrankungen
Auswahl einzelner Erkrankungen: