Totalkorrektur einer komplizierten, komplexen, extrem langstreckigen Ösophagusatresie (esophageal atresia) mit zwei Speiseluftröhrenfisteln am ersten Lebenstag
Im Oktober 2008 wurde wieder im kinderchirurgischen Fehlbildungs-Kompetenzzentrum – Klinik Donaustadt (ehem. Donauspital – SMZOst, Kinder- und Jugendchirurgische Abteilung) eine komplizierte (komplexe) extrem langstreckige Oesophagusatresie mit zwei Speiseluftröhrenfisteln und einem in der Mitte des Brustkorbes gelegenen Speiseröhrenblindsack in den ersten Lebensstunden total korrigiert.
Diese Form der Speiseröhrenunterbrechung ist extrem selten und wird in den gängigen Lehrbüchern nicht beschrieben. Das betrifft auch die beiden Verbindungen der Speiseröhrenanteile mit der Luftröhre. Der mittlere Speiseröhrenblindsack war nicht korrekt angelegt und musste entfernt werden. Damit ergab sich eine fehlende Speiseröhre von 8cm. Diese Distanz gilt es zu überbrücken. Es bestehen die Möglichkeiten einer längerfristigen Dehnungsbehandlung (Bougierungen, Fadenmethode n. Rehbein, Traktionsmethode nach Foker) der Speiseröhrenstümpfe, oder eines Ösophagusersatzes (Dickdarm, Magen).
Der Ösophagusersatz wird in der Regel in zu einem späteren Zeitpunkt durchgeführt. In diesem Fall wäre das mit einer weiteren großen Operation verbunden und man hätte vorübergehend, damit der Speichelabfluss nicht immer wieder in die Luftröhre gelangt, den oberen Anteil der Speiseröhre am Hals an die Körperoberfläche leiten müssen. Für den Zugang zum Mangen wäre eine Ernährungssonde die durch die Bauchdecke gelegt wird notwendig gewesen. Diese Maßnahmen sind längerfristig und für das Kind belastend.
Somit war das kinderchirurgische Spezialistenteam um Rokitansky in der Klinik Donaustadt (ehem. Donauspital – SMZOst) gefordertinnerhalb der ersten Lebensstunden eine Magenverlagerung in den Brustkorb vorzunehmenund die extrem kurze Speiseröhre an den oberen Magenanteil anzuschließen.
Diese Magenverlagerung ist ein international anerkanntes und erfolgsbestätigtes Standardverfahren in der Behandlung langstreckiger Ösophagusatresien. Sie wurde international gesehen im Alter ab der 1 Lebenswoche an durchgeführt, so von den britischen Ösophagusatresiespezialisten Spitz, Kiely und Pierro.
Literaturangabe | Jahr | Patientenalter |
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Spitz, Kiely et Sparnon: Gastric Transposition for Esophageal Replacement in Children. Ann. Surg. 1987 July:69-73 | 1987 | 7 Tage bis 9 Jahre (n=34), 23 von 34 waren max. 12 Monate alt |
Marujo, Tannuri, et Maksoud: Total gastric transposition: an alternative to esophageal replacement in children. J Pediatr Surg. 1991 Jun;26(6): 676-81. | 1992 | 15 Monate bis 11 Jahre |
Gupta, Kataria et Bajbai: Gastric transposition for esophageal replacement in children--an Indian experience. Eur J Pediatr Surg. 1997 Jun;7(3):143-6. | 1997 | 5-10 Monate (Durchschnittsalter 8,5 Monate) |
Hirschl, Yardeni, Oldham et al.: Gastric Transposition for Esophageal Replacement in hildren - Experience with 41 consecutive cases with special emphasis on esophageal atresia. Ann surg. 2002; 236 (4), 531–541 | 2002 | 1,7 +/-0,4 (1 Monat bis 8,7 Jahre) |
Spitz, Kiely et Pierro: Gastric transposition in children--a 21-year experience. J Pediatr Surg. 2004 Mar;39(3):276-81; discussion 276-81. | 2004 | 7 Tage bis 17 Jahre |
Dem Expertenteam der Klinik Donaustadt (ehem. Donauspital – SMZOst) in Wien ist es gelungen eine Totalkorrektur dieser komplexen – extrem seltenen Form der - Ösophagusatresie bereits in den ersten Lebensstunden erfolgreich durchzuführen. Ohne weitere operative Eingriffe konnte das Neugeborene nach kurzer Zeit ernährt werden und gedeiht nun problemlos. Eine Speiseröhrenausleitung am Hals, bzw. ein künstlicher Zugang zum Magen waren nicht notwendig. Das Baby ist bereits aus der Spitalsbehandlung entlassen.
Weiterführende Informationen/Studien:
Totalkorrektur einer langstreckigen Oesophagusatresie (Typ II) am ersten Lebenstag