Unfallverhütung am Spielplatz - Spielen zwischen Spaß und Gefahr

Mag. Dr. Peter Spitzer
Projektmanagement "Große schützen Kleine" Graz

Spielen ist für die Entwicklung unserer Kinder von großer Bedeutung und die Verfügbarkeit von Spielräumen daher notwendig. Spielplätze als wichtige Orte der Freizeitgestaltung sollen den Kindern daher einen hohen Spielwert und größtmögliche Sicherheit bieten.

Zur Situation von Kinderunfällen auf Spielplätzen hat sich GROSSE SCHÜTZEN KLEINE - ausgehend von einer ausführlichen Spielplatzunfallstudie, die an der Univ.Klinik für Kinderchirurgie durchgeführt wurde - dazu entschlossen, gezielte Aufklärungsarbeit zur Kindersicherheit am Spielplatz in der Öffentlichkeit durchzuführen.

Im Zuge dessen bieten wir auch Spielplatzüberprüfungen – den Spielplatzsicherheitscheck - (gemäß ÖNORM S 4235 und EU-Norm EN 1176 und 1177) an, die folgende Punkte beinhalten:

  1. Komplette Aufnahme des Ist-Zustandes mit Fotodokumentation
  2. Beurteilung des Spielplatzes nach geltenden Normen und ärztlichen Erkenntnissen
  3. Hilfestellung und Beratung während der Sanierung
  4. Öffentlichkeitswirksame Überreichung einer Spielplatzprüfplakette (Gültigkeit 1 Jahr) und eines Wartungshandbuches, das den Verantwortlichen das ganze Jahr über die Wartung und Prüfung des Spielplatzes erleichtern soll.

Der Spielplatz - Ein Ort zwischen Spiel und Gefahr

Der Spielplatz stellt für Kinder v.a. im städtischen Bereich einen wichtigen Ort der Freizeitgestaltung dar. Spielplätze sollen neben einem hohen Spielwert auch eine größtmögliche Sicherheit vor Unfällen (v.a. begleitet von schweren Verletzungen oder bleibenden Gesundheitsschäden) bieten. Zur Untersuchung von Spielplatzunfällen haben wir in einem 4-Jahres-Zeitraum 374 Spielplatzunfälle analysiert: 

J. Mayr et al, Acta Paediatrica, 84: 573-576, (1995)

Das mittlere Alter von am Spielplatz verletzten Kindern lag in unserer Spielplatzunfallstudie bei 5,5 (2-14) Jahren.

Der Unfallmechanismus und die Art der erlittenen Verletzungen bei 338 Spielgeräteunfällen auf Spielplätzen ist in der nachfolgenden Tabelle dargestellt (Tabelle 1):

Unfallmechanismus Prozent Verletzung Prozent
Sturz hinab 57% Gehirnerschütterung 6,7%
Sturz (in Ebene) 15% Extremitätenfraktur 24,6%
Kollision 12% Prellung 34%
Sprung hinab 5% Verstauchung 34%
Fremdkörperverletzung 3% Hautwunde 24%
Eingeklemmt 3%
Angeschlagen 1,5%
Anderer Mechanismus 3,5%

In Tabelle 2 sind die an 338 Spielplatzunfällen beteiligten Spielgeräte aufgelistet (Tabelle 2):

Spielgerät Prozent
Schaukel 30%
Rutsche 20%
Klettergerät 13%
Reckstange 4,1%
Karussell 3,9%
Holzspielhaus 1,8%
Sandkiste 1,8%
Baumstamm, liegend 1,5%
Wippe 1,5%
Andere Geräte 22,4%

Spielplatzproblematik - AKTUELLE SITUATION

Enge auf Spielplätzen
Kinder brauchen Bewegung. Neben der Benützung von Spielgeräten wollen Kinder am Spielplatz auch laufen. Beim Laufen aber ist die Peripheriewahrnehmung der Kinder je nach Lauftempo stark vermindert. Stehen nun Spielgeräte eng beieinander oder kreuzen die Laufwege der Kinder die Bewegungsrichtungen der Spielgeräte, so ist ein Zusammenstoß oft unvermeidbar.

Der Boden
Bei Kindern kommt es infolge mehr oder minderer Trittunsicherheit beim Gehen und laufen natürlich auch zu Stürzen. Zudem ist ein Kind auch vor einem Absturz von einem Gerät nicht gefeit. Daher soll der Spielplatzboden kein Asphalt oder Beton sein, der durch einen dünnen grünen Teppich eine Grasfläche vortäuschen will. Bei Naturböden kommt es durch hohe Benutzerfrequenz zudem bei den Geräten zu einer sehr starken Bodenverdichtung, die dazu führt, dass auch Erde hart wie Beton wird. Entsprechend unserer Spielplatzstudie in der Steiermark ereigneten sich 20% aller Spielplatzunfälle in den Wintermonaten Dezember, Jänner oder Februar. In dieser Jahreszeit bieten nur modernste wasserundurchlässige Fallschutzplatten akzeptable Falldämpfungseigenschaften.

Gerätezustand und Größe
Kinder wissen nichts darüber, wofür bzw. für welches Alter Geräte ausgelegt sind. Spielgeräte werden oft auch anders verwendet, als es die erwachsenen Planer eigentlich beabsichtigt haben.
Damit der Spielwert für Kinder hoch ist, bedarf es keiner Spielgeräte mit 2-4 Metern Höhe, da auch kleine und noch ungeübte Kinder hinaufklettern wollen und auch hinaufgehoben oder gezogen werden. Ein Absturz aus dieser großen Höhe führt zu schweren Verletzungen.
Die mangelnde Gerätestabilität oder Geräteverankerung wirkt sich meist als unfallauslösend aus, wenn größere Kinder Spielgeräte benutzen und dadurch höhere Belastungen der Spielgeräte bewirken.
Haltegriffe und Handgriffe sind häufig zu groß dimensioniert für Kinderhände. Besonders Kleinkinder könne die Gefahren durch desolate Spielgeräte nicht einschätzen und verletzen sich deshalb häufiger durch Holzsplitter, an scharfkantigen Rissbildungen und an vorspringenden Bolzen oder Schrauben.
Unsere Studie ergab, dass bis zu 50% aller Arten von standortgebundenen Spielgeräten nicht önormkonform betrieben werden. Da diese Situation sowohl bei öffentlichen wie auch bei halböffentlichen und privat aufgestellten Spielgeräten zu beobachten ist, scheint eine effiziente Kontrolle unverzichtbar.

Zur Spielplatzgestaltung

Kleinkindbereich
Ein Kleinkindbereich ist abseits als eine Art "Rückzugswinkerl" für Mütter mit Kleinkindern anzuordnen. Somit ist die Gefahr, dass andere Kinder die Kleinen beim Lauf und Spiel umstoßen, verringert. Eine Barriere aus Sträuchern, die den Kleinkindbereich vom restlichen Spielplatz abtrennt, erwiese sich als sinnvoll.

Schattenbereich
Spielplätze im städtischen Raum müssen unbedingt schattige Bereiche aufweisen, da hier besonders die Hitze der Sonne reflektiert wird. Hitzeermüdungen und Schweiß an Kinderhänden führen zur Steigerung der Unfallgefahr auf Spielplätzen, wie auch unsere Studie zeigt.

Ballspielbereich
Es empfiehlt sich, verschiedene Ballspielbereiche untereinander mit Sträuchern etc. abzugrenzen. Auf Spielplätzen soll auch die Möglichkeit wahrgenommen werden, Infrastrukturen für moderne Sportarten zu schaffen. 
Als Spiele bieten sich an: Tischtennis, Streetball, Basketball statt Fußball, vielleicht ein Volleyball- und Badmintonnetz.
Daneben können auch - entsprechend den Platzverhältnissen - Flächen für Skater und BMX-Bahnen angelegt werden.

Gerätebereich
Spielplätze gewinnen durch überlegtes Aufstellen weniger Geräte. Ein Sandhaufen kann die Kinder manchmal mehr ansprechen als ein aufwendig konstruiertes Klettergerät. Zudem erhöhen viele Spielgeräte auf engem Raum die Unfallgefahr und bremsen den Bewegungsdrang und die Spielkreativität der Kinder.

Verkehrsabgrenzung
Der Bereich der Spielfläche muss gegen Gefahrenquellen des Verkehrs dementsprechend abgegrenzt sein. Optische Hinweise und bauliche Maßnahmen sind in ihrer Kombination eine wichtige Maßnahme gegen Verkehrsunfälle im Spielplatzbereich (Umzäunung, Verkehrshinweise,...).

Bepflanzung
Alle im Spielplatzbereich vorkommenden Pflanzen sollen ungiftig und ohne Dornen und Stacheln sein.

Wasserstelle
Eine Wasserstelle mit Fließ- und Trinkwasser soll nach Möglichkeit angeboten werden. Um den Wasserverbrauch einzudämmen, empfiehlt es sich, eine Handpumpvorrichtung einzubauen, die Kinder selbst betätigen müssen, um zum kühlen Nass zu gelangen.

WC-Anlage
Wichtig ist auch eine WC-Anlage am Spielplatz. Dabei ist zu beachten, dass eine schmutzige und demolierte Anlage zu weiteren Verunstaltungen anregt; eine dementsprechende Instandhaltung ist notwendig.

Sitzgelegenheiten
Sitzgelegenheiten für Eltern, Plätze zum Abstellen von Kinderwägen und Radständer sollen angeboten werden.

Abfallkörbe
Abfallkörbe müssen unbedingt aufgestellt werden, um die Reinheit des Spielplatzes überhaupt erreichen zu können. Natürlich ist auch eine regelmäßige Entleerung der Tonnen notwendig. Es ist empfehlenswert, Abfallkörbe mit Deckeln aufzustellen, um einen Schutz vor Bienen und Wespen zu haben.

Hundewiese
In einer Kombination mit dem Spielplatz ist auch eine Hundewiese zu empfehlen, um eine Verunreinigung durch Hundekot abwenden zu können. Eine Trennung beider Bereiche durch Zäune oder Sträucher ist ratsam.

Msc. Comm. H. Mag. Juliana M. Habib, Mag. Dr. Peter Spitzer

Analyse der Prüfberichte von Kinderspielplätzen in der Steiermark (Auszug)

I. Art der auf dem Spielplatz vorhandenen Spielgeräte und Spielaktivitäten

a. 95% der Gemeinden haben standortgebundene Spielgeräte

b. Auf 83% der Spielplätze gibt es Klettergeräte.

c. Auf den 132 Spielplätzen gibt es folgende Spielaktivitäten:

  1. Rutschen 77%
  2. Schaukeln 90%
  3. Klettern 83%
  4. Sandspielen 77%
  5. Ballspielen 15%
  6. Wippen 58 %
  7. Turnen 33%
  8. Kriechen 11%
  9. Balancieren 20%

II. Spielgerätebereich

  1. Benutzungsbereich:
    Bei 47 (36%) Spielplätzen ist der Raum für die einzelnen Spielgeräte 2m und die anderen 84 Spielplätze (64%) haben einen Benutzungsbereich von >2m. Der durchschnittliche Benutzungsbereich beträgt 2,6m.
  2. Bei 27 (22%) der Spielplätze ist der Mindestsicherheitsbereich <1,5 m. Dieser Abstand entspricht nicht den Empfehlungen der Ö-Norm. Bei 78% ist der Mindestsicherheitsbereich von >1.5m eingehalten.

III. Höhe der einzelnen Spielgeräte

Tabelle 1: Fallhöhe der einzelnen Spielgeräte

Fallhöhe Frequenz
1 m (5%)
2-3 m 89 (71%)
>3 m 31 (25%)

Tabelle 2: Höhe der einzelnen Spielgeräte

Gerätehöhe Frequenz
1 m 3 ( 2%)
1-2 m 48 (38%)
2-3 m 72 (57%)
>3 m 3 ( 2%)

 IV. Bodenbeschaffenheit

  1. Bodenarten der gesamten Spielplatzflächen:
    103 (81%) der Spielplätze verfügen über Wiesen, 23 (18%) haben Naturboden.
  2. Bodenarten unter Hochgeräten:
    20 (16%) der Spielplätze haben Wiese unter den Hochgeräten.
    99 ( 79%) haben nur Naturboden (harte Erde, blankgetretene Wiese)

Tabelle 3: Bodenarten unter Hochgeräten

Bodenarten unter Hochgeräte Frequenz
Naturboden (harte Erde) 99 (79%)
Fallschutzplatten 3 ( 2%)
Wiese, dichter Rasen 20 (16%)
Rinde 2( 2%)
Kies (Körnung 7-12 mm) 1 ( 1%)

V. Absturzsicherheit

Handläufe finden sich bei Hochgeräten von 2-3 m und mehr auf 41 (82%) Spielplätzen.

9 (18%) der Hochgeräte von 2 - 3 m Höhe verfügen über kein Geländer u./o. Handläufe.

VI. Material der Spielgeräte

134 Spielgeräte sind aus Holz. Davon haben 78% glatte Holzoberflächen, 22% haben morsche Holzoberflächen.
58 Geräte sind aus Metall, 1 ist aus Kunststoff, 1 weiteres ist aus Beton gefertigt.

Rutschen: 86% der Rutschen haben glatte Holzoberflächen, 14% haben morsche Holzoberflächen.

Schaukeln: n=119

  1. Material: 93 (80%) sind aus Holz, 24 (20%) sind aus Metall.
  2. Schaukelseile :67 (59%) verfügen über Ketten
  3. Schaukelsitzfläche: 58 verfügen Sitzflächen aus Reifen, 29 haben ein Holzbrett als Sitzfläche, davon haben insgesamt 71 Schaukeln einen Sicherheitssitz.

VII. Gegenstände, die nicht auf dem Spielplatz sein sollten

Auf 85% der Spielplätze befinden sich Gegenstände, die nicht auf dem Spielplatz sein sollten. Bei folgenden Spielplätzen fanden sich keine unerwünschten Gegenstände auf den Spielplätzen.

VIII. Spielplatzausstattungen

Über Trinkwasseranschlüsse und WC verfügen 14 (11%) der Spielplätze.
Papierkörbe gibt es auf 74 (56%) Spielplätzen.

IX. Spielplatzumgebung

1. Entfernung der Spielplätze von der Straße:

Tabelle 4: Entfernung der Spielplätze von der Straße

Entfernung von der Straße Frequenz
direkt 12 (9%)
nahe 70 (54%)
weit weg 49 (37%)

12 Spielplätze (9%) liegen direkt an einer Straße (siehe Tab. 4).

2. Umzäunung der Spielplatze:

59 (45%) der Spielplätze sind umzäunt.

Entfernung der Spielplätze von der Straße in Zusammenhang mit Umzäunung siehe Tabelle 5.

Tabelle 5: Zusammenhang die Entfernung und Umzäunung der Spielplätze

Entfernung von der Straße Mit Zaun Ohne Zaun Total
Direkt 3 9 12
Nahe 40 30 70
Weit weg 15 34 49
Total 58 73 131

3. Beschattung der Spielplätze:

98% der Spielplätze sind laut Studie beschattet.

Unfallverhütung am Spielplatz - Checkliste

Unfallprävention von Kindern im Umgang mit HUNDEN

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